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Heidelbeeren und Star-Watching

Aug 29 , 2009

Das schlimmste Vorkommnis beim Beerenpflücken ist ein umgekipptes, ausgekipptes Eimerchen, und all die mühsam geklaubten violetten Dinger versinken im Moos oder kugeln den Heidelbeerenhang hinab. Das wäre mir fast passiert, ich konnte es gerade noch verhindern und auch einen unvorsichtigen Ausruf unterdrücken, als ich erkannte, wer schräg unterhalb am Flussufer stand und die Lachsangel auswarf. Hatte ja nicht mit Publikum gerechnet, als ich mit dem Eimerchen zur Beerenernte aufbrach. 

Eric Clapton schlingerte die Leine mit der Fliege und ließ sie auf der Wasseroberfläche aufkommen. Er fing nichts, solange ich zusah. Ich dachte beim unverhofften Star-Watching an Jóhanns Lachsforellen, die wir mit Gast am Vorabend verspeist hatten. Fein säuberlich ausgenommen, mit Dill und Schnittlauch aus dem Treibhaus gefüllt, schlug ich sie rasch und locker in Butterbrotpapier ein, legte sie auf den Rost mitten im Backofen und briet sie. Das war fein.

Nun hatte ich außer der fluffigen Erinnerung an einen Star waschechte Heidelbeeren. Die lassen sich beispielsweise trocknen, am besten auf Butterbrotpapier im Backofen, wobei die Temperatur zwischen 30 und 40 Grad betragen sollte. Der Trockenprozess dauert lange, mindestens so lange wie ein guter Angeltag, doch Geduld zahlt sich bei der Vorbereitung von Speisen immer aus. Die Trockenbeeren eignen sich hervorragend zum Backen; sie können an die Stelle von Rosinen treten und färben nicht so ab wie frische Beeren. Im Mörser zerstoßen und mit Bergthymian, Salz, Honig und Zucker vermischt dienen sie zum Beizen von Lachsfischen, aber auch Fohlenfilet. Der Vorgang ist der gleiche. Und so wirds gemacht:

Ein frisches Lachs/Fohlenfilet abschaben und reinigen. Ist es Lachs, wird dieser mit der Hautseite auf ein großes Stück Frischhaltefolie legen. Fohlen wird leicht geklopft und dann seinerseits auf die Folie gelegt. Mit Salz einreiben. (Ca. 50 g per Kilo Filet.) Reichlich Honig mit 50 g braunem Zucker verrühren und das Filet damit bestreichen. Pfeffern und satt mit Bergthymian und zerstoßenen Trockenheidelbeeren bestreuen. Die Folie fest um das Filet schlagen, dabei eine kleine Öffnung lassen. Nun wird das  Filet mit einem Brett und weiterer Fracht beschwert, geeignet ist unter anderem die Biografie von Clapton. Es wird sich Saft bilden, der ablaufen soll. Dazu ist die Öffnung da, und um Sauerei zu verhindern, wird eine kleine Auffangschale unter das Loch gestellt. Kompliziert?

Nach drei Tagen ist das Produkt fertig. Das Filet wird ausgewickelt, die Marinade wird abgestreift, mit schrägem Schnitt werden feine Scheiben hergestellt, die einen dunkelvioletten, aparten Rand haben. Schnell noch eine CD mit Eric Clapton aufgelegt, ein feines Brot aufgeschnitten, ein paar Salatblätter gepflückt, gesalzene Butter her, und schon kann das Festmahl losgehen!

Heidelbeeren auf der Insel Hrísey

Heidelbeeren auf der Insel Hrísey

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