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Blumen versus Gemüse

Apr 20 , 2015

Von Gudrun M. H. Kloes in Arktischer Garten
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Das Stirnrunzeln von Islandkennern hat mich nun schon seit Jahren beschäftigt. Blumen in isländischen Gewächshäusern züchten und gleichzeitig Gemüse importieren? Was sind das denn für Prioritäten, wurde gefragt? Warum nicht, frage ich seit Jahren nachdenklich und im Stillen zurück. Es werden schließlich auch Weihnachtsbäume in Island produziert. Ach wirklich, in diesem waldarmen Land werden Bäume allein zum Zwecke des Abholzens angebaut? Ja, wirklich. Schafft Arbeitsplätze.Wer immer über einen prallen Wochenmarkt in Mitteleuropa gebummelt ist, notabene aus Island kommend, kann von der Pracht nicht genug bekommen und wird den Markt, ich möchte die ausufernde, lila blühende Clematis in meinem winzigen Treibhaus darauf verwetten, nicht nur mit köstlichem Gemüse, Käse, Honig und Kräutern, sondern auch mit einem Strauß Blumen der Saison bepackt, verlassen. Die meisten Monate im Jahr fehlen uns in Island Blätter an den Bäumen, Blumen, Wildkräuter – von den freundlichen Honigbienen ganz zu schweigen. Ein schwacher Ersatz sind landeseigene Weihnachtssterne, Osterglocken, Sommerblumen wie Stiefmütterchen oder Calendula aus den Gewächshäusern rund um die Insel, lauter Luxuskram. Oder ein Christbaum aus dem nahegelegenen Aufforstungsgebiet, der für einige Tage im Mittelpunkt der Familie steht, sollte sie dem heidnischen Brauch anhängen, der mit Oh Tannenbaum einhergeht.

Seit dem 26. Oktober 2014 lag Schnee, der erst Mitte April 2015 allmählich verging. Das sind fast 6 Monate. Die Osterglocken und Tulpen in den Gärten werden bei guter Pflege im Juni blühen, an geschützten Stellen bestenfalls im Mai. Ich erinnere mich noch gut an die Vorfreude, wenn die Knospen dieser Frühlingsboten an der sonnigen Hauswand am Framnesvegur erschienen, und an die schmerzliche Enttäuschung, wenn sie von einer Schneelawine vom Dach während der Tauperiode abrasiert wurden. Jahr für Jahr für Jahr. Wie wohltuend ist es dann, einen Strauß oder Pott inländischer Blumen zu kaufen und mitten auf den Tisch zu pflanzen. Sie halten viel, viel länger als die importierten Kolleginnen und haben auch keine so weite Anfahrt hinter sich.

Im Treibhaus vorgezogene Mütterchen

Mein kleines Treibhaus bietet Platz für Kräuter, Pflücksalat, Blumen und einen blauen Ruhestuhl, den ich noch nie benutzt habe. Es gibt immer genug zum Wursteln, die drei oder dreieinhalb Monate ohne Schnee und Frost. Während dieser Zeit blüht auch die Clematis. Ein Genuss!

Das Rezept zu diesem Beitrag:

Avocadokern-Pesto.

Eine wunderbare Frucht, Avokado! Aber nur, wenn sie bei angemessener Temperatur schonend gelagert wurde … wir haben in Island schon sehr traurige Exemplare sehen müssen … ich kaufe bevorzugt die kleinen der Sorte Hass. Eine Frucht reicht als kleine Mahlzeit für eine Scheibe Brot, das mit Weichkäse bestrichen und mit etwas Petersilie bestreut ist. Lecker!

Die kleinen Kerne sammele ich in einem Glas mit Wasser. Manchmal kommt auch ein dicker Kern einer anderen Sorte dazu. Mehr als drei, vier Tage sollten allerdings nicht vergehen, ehe die Kerne abgetrocknet und in der Küchenmaschine fein gehackt werden. Dabei darauf achten, dass die braune Haut der Kerne nicht vorher wegkommt, sie soll nämlich gesund sein.

Nun wird eine Pfanne erhitzt. Die gehackten Kerne unter häufigem Wenden sorgsam trocknen – die Temperatur darf nicht zu hoch sein. Und siehe da: Die Masse verfärbt sich auf wundersame Weise rot.

Abkühlen lassen.

Doppelt so viele Cashewnüsse wie Avokadokerne mit einem Bund Basilikum und etwas Meersalz (bevorzugt von Saltverk) in der Küchenmaschine zerkleinern. Eine Knoblauchzehe darf sich auch dazu gesellen.

Nun mit einem guten Öl vermischen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist, und die Avokadokerne zugeben. Nochmals gut hacken und nochmals den Ölanteil regulieren.

In kleine Gläser füllen, mit einer Schicht Öl begießen und die Gläser bis zum baldigen Verbrauch verschlossen im Kühlschrank aufbewahren.

Schmeckt hervorragend mit selbst gemachten Nudeln (ähem … Pasta) und Antipasti, aber auch mit frisch gebackenem Brot.

2 Kommentare zu “Blumen versus Gemüse”

  1. bobby

    Hallo, eine Frage: Doppelt so viele Cashews wie Avocadokerne, also zwei Cashews auf einen Avocadokern? Es hört sich alles gut an, aber ich bin mir da nicht ganz klar.

  2. Gudrun M. H. Kloes

    Ah, da hast du mich erwischt. Ich meine das Gewicht – wiegen die Avokadokerne 100 Gramm, dann nimmt man 200 Gramm Cashewnüsse.

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