Das einzige Michelin-Restaurant nördlich des Polarkreises
Jan 5 , 2022
Die Hintermänner (das sind die Besitzer) des Koks auf den Färöer-Inseln behaupten von sich, den Tourismus auf den Schafinseln verändert zu haben. Niemand hätte je daran gedacht, zum Schlemmen auf die Inseln zu kommen. Walfleisch und skerpikjøt, luftgetrocknetes Schaffleisch, wecken viele Skeptiker auf …
… doch dann eröffnete das Koks und ergatterte zwei Michelin-Sterne, in einem Haus mit nur 30 Plätzen. Nun zieht das Koks um. Und zwar nicht innerhalb der Schafinselgruppe, sondern nach Grönland.
Es mag davon ausgegangen werden, dass Grönland noch weiter ab vom Schuss liegt, wenn es um die Marktgruppe der expliziten Feinschmecker geht – jene also, die mit allen Wassern aus den besten Brunnen der Welt gewaschen und mit den erlesensten Rohstoffen des Globus, ja mit der verstiegensten Kochkunst und allen Raffinessen vertraut sind. Was sie wohl von Grönland erwarten?
Im Jahr 2004 konnte ich die Hotel- und Gastronomiefachschule Inuili in Nasaq besuchen und wurde dort mit der Gruppe, zu der ich zählte, auf das Feinste mit Wal, mit wilden Beeren und Kräutern, Robbenfleisch, Moschusochse und Rentier, diversen Fischen und Meeresfrüchten, Gemüse aus dem Gewächshaus des Ortes Nasaq sowie köstlichen Vor- und Nachspeisen bewirtet, dass ich sie heute noch in bester Erinnerung habe. Auch die Lachsforellen im Wandererheim in Igaliku/Südgrönland finde ich bis heute unübertroffen, und kann doch hier in Island über frisch gefangene Saiblinge aus Seen und Flüssen nicht klagen. Allein diese grönländische Erfahrung spricht für den neuen Standort des Koks in Ilimanaq, einem kleinen Dorf südlich von Ilulissat mit seinen knapp 5000 Einwohnern (und etwa 6000 Hunden…).
Ilulissat verfügt über einen Flughafen; auch landen dort Kreuzfahrtschiffe an. Nach Ilimanaq zum Koks ist es dann nicht mehr weit. Am bekanntesten aber ist Ilulissat für seine kalbenden Gletscherzungen mit den meisten Eisbergen der nördlichen Hemisphäre in malerischer Formenvielfalt, und das war auch schon so zu Zeiten von Knud Rasmussen, dem Polarforscher, der dort geboren wurde und aufwuchs. Bis heute sind diese blau-weißen, dümpelnden Eisgebilde die Hauptattraktion der Gegend.
In Grönland ging es, seit Dänemark ins Spiel kam, immer um „viel“, sogar sehr viel. Heute geht es um seltene Erden, neue Flughäfen, Tourismus, Meeresprodukte, militärische Strategie. Grönland sei kein Selbstbedienungsladen, soll die dänische Monarchin Margarethe kürzlich verlautbart haben.
Ob sie zu den Gästen des neuen Koks in Ilimanaq zählen wird, wenn es im Sommer 2022 seine Türen öffnet? Daran wage ich nicht zu zweifeln. Ob es mir jedoch vergönnt sein wird, noch einmal in Grönland so fein zu tafeln wie im Inuili in Nasaq, das steht in den Sternen, zwischen denen Eisberge auf dem Meer dösen …
siehe auch www.inuili.gl (dänisch), sowie www.koks.com (englisch)