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Von Kindern bevorzugt – Maggi, Ketchup, Käse und lummur

Jul 25 , 2009

Von Gudrun M. H. Kloes in Allgemeines
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Dass Geschmack sich ändert ist keine Neuigkeit. Kaum jemand bricht bei der ersten Olive, der ersten Sardelle, dem ersten Rosenkohl in Begeis-terungsstürme aus – und doch, irgendwann entwickelt die eine oder der andere wahre Vorlieben und hohe Sachkenntnis, was diese Spezialitäten betrifft.

Dass Kinder anders schmecken ist auch keine Neuigkeit. Heute grauselt es mich bei Maggi pur. Auf dem Weg vom Kaufmann Hirschenkrämer am Eck zur Steinstraße aber, vielleicht 50 Meter von unserem Haus entfernt, ließ ich vor langer Zeit nicht nur Bläschen aus der nachfüllbaren Maggiflasche steigen.

 

Die entstanden, wenn die Flasche mit dem Daumen auf dem Ausguß kurz umgekippt wurde und dann eine warme Kinderhand den Flaschenhals umschloß. Wie von ungefähr erschien ein kleines Bläschen, das abgeleckt werden konnte. Damit aber gab ich mich nicht zufrieden, manchmal schlürfte ich auf dem kurzen Weg nach Hause so viel aus der Flasche, dass ihr Hals leer und meiner durstig war.

Wir aßen, was auf den Tisch kam; Diskussionen darüber blieben bereits im Kleinkindalter hinter uns zurück. Maggi allerdings war unser Strohhalm. Es passt zu fast allen warmen Gerichten. Eine Generation später, bei Maike, Mareike, Jule und Judith, trat Ketchup an dessen Stelle (Mareike Welke: ketcharabisch …). Und nun, noch eine Generation später, bei Mía, muss möglichst jedes Gericht Fäden ziehen. Ihrer Meinung und ihrem Geschmack nach passt immer noch eine Ladung Käse drauf, sogar wenn schon welcher im Gericht drin ist.

Es ist kein Klischee, aber als Studentinnen waren wir arm. Am Monatsende gab es Reis mit Sojasoße, und um dem Essen einen gewissen Zauber zu verleihen, aßen wir mit Stäbchen. Das fanden die Kinder sehr spannend. Es ist Tatsache, dass es in vielen isländischen Haushalten nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch bescheidener zugeht als noch 2007, und es häufig Hafer- und Reisbrei gibt, durchaus anprechende und gesunde Gerichte, wenn Butterflöckchen, Zimt&Zucker (Bernd Hantke junior: Zimbelzucka) oder gar Rosinen zugefügt werden.

Wird die Portion beim Kochen großzügig bemessen, lassen sich aus den Resten, etwas Milch und einem Ei Küchlein backen, die ganz anders aussehen und schmecken als der ursprüngliche Brei und meiner Geschmacksvorstellung nach ohne Maggi, Ketchup oder Käse auskommen.

Dies belegt das Siegerrezept eines kürzlich in Sauðárkrókur durchgeführten lummur-Wettbewerbs. Lummur sind kleine Pfannekuchen, die gern aus allerhand Resten bestehen. Das Siegerrezept allerdings ist darüber erhaben und strahlt sogar mit luxuriösen Schokoladenrosinen. Ausprobiert habe ich es noch nicht, aber wenn Mía mal wieder kommt, werde ich es auftischen und abwarten, ob sie Käse draufhaben will.

 

Preisgekrönte Pfanneküchlein

Hollar lummur von Ásdís Guðmundsdóttir in Sauðárkrókur.

 

1 dl Dinkelmehl

½ dl Weizenmehl

½ dl Haferflocken

1 Essl. Rohrzucker

1 Ei

2 dl Buttermilch

½ dl mildes Olivenöl

2-3 Essl. schokladenüberzogene Rosinen

2 dl geröstete Pinienkerne

 

Die Trockenstoffe gut miteinander vermischen. Ei und Buttermilch unterrühren, dann das Öl zugeben. Zuletzt kommen die Schokoladenrosinen in den Teig.

Mit einem Löffel kleine Küchlein in einer heißen, bebutterten Pfanne ausbraten. Auf einem Teller anrichten und mit den Pinienkernen und auf Wunsch auch mit etwas Zucker bestreuen.

 

 

  

 

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