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Enthüllung

Mrz 16 , 2010

Von Gudrun M. H. Kloes in Allgemeines
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Während eine Skandalmeldung des Finanzgebarens vor dem 6. Oktober 2008 nach der anderen ans hiesige Tageslicht kommt und Island in einem gewaltigen Schuldenberg zu ersticken droht, fällt mir ein wohltuendes Büchlein mit einer ganz speziellen Enthüllung der anderen Art in die Hand.

Die Spätwinter-Nebel wabern und meine Heckenschere packt zu, nicht zuletzt um die Clematis im Gewächshaus in die Schranken zu verweisen, und indem ich ihre Vorjahrestriebe kappe und Ranken von den Verstrebungen zerre, träume ich von Kopf- und Pflücksalat an Stellen, wo im kommenden Sommer – Dank sei der abwesenden Clematis – Licht hinfallen wird. Es gab Opfer auf beiden Seiten, die Schlingpflanze fiel, die Heckenschere biss meine Hand aufs tiefste Blut. Zum Salat, von dem ich träumte, als die Schere mich erwischte, gehört eine ordentliche Vinaigrette.

Und damit sind wir bei der Enthüllung.

Das Geheimnis der Vinaigrette, den Isländern enthüllt, heiβt ein hinreiβendes Büchlein von Hélène Magnússon. Ihres Zeichens ist die Autorin Grafikerin, aber auch eine weitsichtige Köchin, die während ihrer ersten Zeit in Island (denn sie stammt aus Frankreich) Salat bitterlich vermisste. Wen wunderts. Wer z.B. in einem ganz normalen Restaurant vor nicht allzu langer Zeit Fisch mit Beilage und Salat bestellte, sah sich, was den Salat angeht, einem fingerhutgrossen Plastikteil gegenüber, gefüllt mit geraspeltem Weiβkohl, durchzogen von Karottenschnipseln und abgerundet mit Ananassaft und Mayonnaise fett. Wurde reklamiert und Salat verlangt, kam im Handumdrehen ein weiterer Plastikfingerhut auf den Tisch, begleitet von verständnislosem, aber tolerantem Achselzucken des Kellners. Ausländer!!, mag er gedacht haben.

Hélène räumt ein, dass auf dem Salatsektor Islands eine Revolution stattgefunden hat, wie wir sie heute auf dem Schuldensektor erwarten: Eine generelle Umwälzung, geprägt von innovativen Lösungen.

Hélènes spiralgebundenes Büchlein ist zauberhaft illustriert. Da gieβt beispielsweise ein mütterlich-molliges Schaf in tiefster Versunkenheit vor dem Hintergrund einer Solfatare Lebertran (also Öl aus Kabeljauleber, Haileber oder so) in eine geräumige Salatschüssel, um offenbar die ersten Schritte zur Herstellung einer genialen Vinaigrette zu vollziehen.

Aber so entrückt und reizend , wie es bei den Illustrationen zugeht, sind die Rezepte nicht. Sie sind praktisch und gut. Das Büchlein hat die ISBN-Nummer 9979-768-43-6 und ist im Verlag Salka erschienen, siehe auch www.salkaforlag.is

La France douze points für dieses Werk. Weitere Auskünfte sind hier zu finden: http://www.mmedia.is/helene/vinaigrette.htm

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