Kommunalwahlen und Leibgerichte
Mai 28 , 2010
Am 29. Mai finden Kommunalwahlen statt, die ersten nach dem Zusammenbruch der isländischen Banken. Die ersten nach dem vorläufigen Erliegen vulkanischer Aktivität. Bekanntlich war es der letzte Wunsch des dahingeschiedenen isländischen Bankensystems, dass seine Asche über Europa verstreut würde. Was gründlich geschah.
Im Vorfeld der Wahlen wird viel zusammen geschmaust. Und zwar isländische Leibgerichte in Gesellschaft der Kandidaten. Wo früher teure Pamphlete den Briefkasten füllten und ganzseitige Zeitungsanzeigen eine glanzvolle Zukunft nach den Wahlen versprachen, tritt man nun einen Schritt kürzer und grillt oder bäckt Pizza für die verehrte Wählerschaft.
Gestern gab es Lamm vom Gasgrill mit Mayonnaise-strotzendem Kraut- bzw. Kartoffelsalat. Das saftige Flesich stammte natürlich von heimatlichen Tieren, und am Grill agierten GenossInnen des linken Bündnisses. Diese feierten zugleich das zehnjährige Bestehen ihrer Partei mit einem 72-seitigen Liederheftchen in knallrotem Umschlag. Das erste Lied darin ist die Internationale auf isländisch; da wird nicht zum letzten Gefecht geblasen, sondern der Spieß zur Hand genommen – recht nostalgisch und irgendwie wacker.
Heute lädt die konservative Selbständigkeitspartei zum Pizzabüffet ein. Wie bei den Linken ist der ganze Wahlbezirk willkommen. Wir stellen uns ein. Leibgerichte der Isländer, gepaart mit Wahlpropaganda hautnah, lassen auch wir uns nicht entgehen, doch wen wir nachher in den Gemeinderat wählen werden, soll sich nicht am Esstisch entscheiden.
Nachfolgend ein Grillrezept für Lammfleisch, wobei die Spieße für das „letzte Gefecht“ zum kulinarischen Einsatz kommen …
Zutaten: 800 g Lammgulasch, 5 Äpfel, 250 g Frühstücksspeck in Scheiben, Rosmarinzweige, Salz und Pfeffer, Grillöl, Grillspieße.
Zubereitung: Die Äpfel schälen, in Viertel schneiden und entkernen. Dann in Achtel schneiden. Die Achtel jeweils mit ein wenig Rosmarin belegen und in Speck einwickeln. Danach werden sie abwechselnd mit dem Lammfleisch auf Spieße gezogen, mit Grillöl bepinselt und mit Salz und Pfeffer bestreut. Und ab damit auf des Isländers liebstes Sommerspielzeug, den Gasgrill.