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Zeichen im Schnee

Mrz 18 , 2011

Von Gudrun M. H. Kloes in Allgemeines
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Dick liegt der Schnee, nachts wird es bis minus 14 Grad kalt, die Sterne sind mehr als das, sie sind Firmament. Nordlichter sind selbstverständlich. Schneeammern bibbern auf dem Dachfirst in der Morgendämmerung nach sieben, und warten in Scharen auf Futter. Wo sie nachts sind, weiss niemand. Ihre schönsten Lieder singen sie im Frühsommer im Hochland, und dann wird ihr isländischer Name sonniger, entfernt sich vom Schnee, und orientiert sich an ihrem Kichergesang. Davon haben wir im winterlichen Flachland nicht so viel  … doch dann beleben die Ammern mit Geflatter die Schneelandschaft und regen die ansonsten auf der Sofalehne dösenden Katzen zur intensiven Vogelbeobachtung an. Aus der Bäckerei in Hvammstangi schleppe ich große Papiersäcke mit Retourgebäck herbei. Ist dieses trocken, wird es in der Küchenmaschine zerkleinert. Kuchen ist ebenso darunter wie verunglückte Donuts, und manches strotz vor Zucker, anderes vor ungesättigten Fettsäuren. Der Herzinfarkt kleiner Singvögel scheint nicht mehr fern, sagt Jóhann. Die Alternative? Genmanipulierter Mais, so grob gehackt, als wolle man nicht Sperlingsvögel, sondern den Adler füttern (der übrigens manchmal über dem zugefrorenen Fluss dahinstreicht), oder biologisch gezogene Gerste, die in der gefragten Menge unerschwinglich ist. Schließlich handelt es sich um Hunderte von Piepmätzen, die während der hellen Tageszeit kaum etwas anderes tut als futtern.

Im frisch gefallenen Schnee hinterlassen sie Spuren. Manchmal landen sie wie von ungefähr auf einer ebenen, unberührten Schneefläche, hüpfen ein wenig im Kreis, hinterlassen zudem einen gefächerten Abdruck des Schwanzes und fliegen wieder weg. Wie Hieroglyphen bleiben die Spuren zurück, bis der Wind sie verweht.

Warum angesichts dieser Federbällchen nicht mal über die gute alte Brotsuppe nachdenken? Trocknes Brot (gern dunkles), Wasser, Malzbier, etwas Zucker und eine halbe Zimtstange wandern in den Topf; Zitronenschale, ein Hauch gemahlener Ingwer, und wenns kalt draussen ist, auch ein Hauch Pfeffer gesellen sich dazu. Aufkochen, mit dem Zauberstab pürrieren und mit Sahne sowie Sultaninen servieren.

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