Hauptfoto

Gunnars majones

Sep 28 , 2011

Von Gudrun M. H. Kloes in Allgemeines
kommentieren »

Seit dem Jahr 960, also während das isländische Alþingi (Parlament) sich bereits etabliert hatte, gibt es hier zu Lande Gunnars Majones (sprich Günnars majonees).  Auch wenn es so auf der Internetseite www.gunnars.is steht, stimmt das nicht ganz – es gingen noch Tausend Jahre ins Land, ehe sich diese Mayonnaisespielart zu einem der Grundnahrungsmittel in Island mauserte. Genau wie Schlagsahne, Zucker und Kaffee. Eine Kombination, die sich auf der Insel immer wieder bewährt, wenn Familen feiern oder trauern und zum Freuden- oder Leichenschmaus einladen.

Anlass dieses Beitrages ist die Nachricht, dass Islands grösster Reittourenveranstalter nach knapp 30 Jahren peu a peu in den Ruhestand treten will und seine Firma verkauft hat.  Und zwar an den amtierenden Geschäftsführer von Gunnars Majones.

Der Familienbetrieb wurde 1960 natürlich von einem gewissen Gunnar gegründet, und dieser war bis zum Tag seines Todes dort tätig. Zwei seiner Töchter sind auch heute noch dort anzutreffen. Gunnar arbeitete eine Zeit lang in den USA, und von dort brachte er möglicherweise die Idee zur unvermeidlichen kokteilsósa mit, die als  weitläufige Verwandte von Thousand Island Dressing betrachtet werden könnte. Einige Jahrzehnte bestimmte Gunnars kokteilsósa die Geschmäcker, und es schien fest geregelt, wozu sie als Beilage zu verwenden sei, als ich zuerst nach Island kam.  Zu Pommes Frittes, zum Beispiel. Heute kommt sie sogar als Beilage zur Pizza vor (die es damals nur in einem kultivierten Restaurant gab, das auf Cocktailsoße verzichtete), oder zu Brotstangen. Wer sowas kreiert, gehört zum Meeresschwimmen im Nordatlatik (siehe Beitrag weiter unten, Nordwind am Stück) verdonnert.

Wie wir die Cocktailsoβe selbst gemacht haben:

Ketchup und Gunnars majones zu gleichen Teilen glatt rühren. 2 Essl. sauere Sahne dazugeben, súrmjólk geht auch, doch dann wird die Soβe dünnflüssiger, was nicht allen isländischen Gourmets mundet. Zum Abschmecken kam eine Prise Kød og Grill kydderi dran, das gibt Pfiff und ist ein enger Verwandter von Aromat. Alles sehr bekömmlich, oder nicht?

Serviert wurde diese Spezialität unter anderem zu gekochtem (und nicht etwa gedünstetem) Schellfisch (mit Pellkartoffeln, Salat, zerlassener Salzbutter sowie süβsauren Gurken). In all seiner Herbheit ist dieses Gericht ein Gedicht, versteht sich.  Das ich eigentlich mal wieder zubereiten sollte.

Einen Kommentar schreiben