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Schäfchen ins Trockene bringen

Sep 14 , 2012

Von Gudrun M. H. Kloes in Arktischer Garten
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Es begann alles ganz normal mit den ersten Schafabtrieben im Regen, im Nebel, ohne weitere Zwischenfälle. Beim Aussortieren der Schafe im Pferch erwies sich das Wetter gnädig. Mensch und Tier durften Geduld miteinander haben.

Nina Vanessa hat dieses Bild aufgenommen.

Das änderte sich schlagartig schon am folgenden Tag, als extrem fieser Nordsturm mit Schneematschtreiben einsetzte und Hunderte der in anderen Landesteilen noch im Hochland weilenden Schafe einschneiten – dort, wo sie Schutz vor dem Unwetter gesucht hatten: in Taleinschnitten, Senken oder Klüften. Umfangreiche Aktionen setzten ein, sobald sich das Unwetter lichtete. Rettungsmannschaften von Reykjavík bis Nordostisland wurden mobilisiert, um den Bauern bei der Suche nach ihren Tieren und der Bergung zu helfen.

In diesem Treiben, das nichts für Weicheier ist, erreichte ein Radfahrer über die Sprengisandur-Piste die bewohnte Gegend; zwei andere wuchteten sich über den Pass Vatnsskarð im Schneematsch, nachdem dieser wieder für den Verkehr freigegeben worden war, und ihnen folgte gemächlich ein Schneepflug. „Kodak-Moment“ nannte ein Augenzeuge dieses „Bild“ (das nie fotografiert worden ist).

Schafabtrieb und Kartoffelernte fallen hier im Norden zeitlich zusammen. Auch meine Kartoffeln sind eine Art Kodak-Moment:  Violette aus Ungarn, lange Pommeskartoffeln aus Brüssel, sowie isländische rote und gelbe. Das beste Bild wurde auch hier nie aufgenommen, nämlich das fertige Kartoffelgericht. Schade eigentlich.

Rezept Kartoffelschmaus:

Den Boden einer Ofenpfanne reichlich mit gutem Öl bedecken. Die Kartoffeln hineingeben und mit Meersalz aus den Westfjorden (siehe auch www.saltverk.is) bestreuen. Ofen auf 200°C einstellen und die Kartoffeln backen, bis sie gar sind. Zwischendurch wenden. In einem Pfännchen 5-6 grüne Korianderkörner (die wachsen bei mir im Treibhaus) rösten und danach im Mörser zerstampfen. Über die fertigen Kartoffeln streuen.

Beilage? Wenn überhaupt, dann grüner Salat – ebenfalls aus dem Treibhaus.

Zurück in die Kindheit. Auf den Kartoffeläckern Rheinhessens wurde während des „Ausmachens“ der Kartoffeln aus dem trockenen Kraut ein Feuerchen entfacht, und in dessen Glut garten reichlich Grumbeere (Erdäpfel) zum direkten Verzehr. Das ist mehr als fuffzich Jahre her. Obs das noch gibt?

Und zurück nach Island. Noch schnell zum Salz von saltverk. Fjordwasser von Ísafjarðardjúp in den Westfjorden wird mittels naturheiβem Tiefenwasser verdampft, zurück bleibt das Salz. Der Ort des Geschehens heiβt Reykjanes und steht allen Interessierten offen. Und das war jetzt fast ein Geheimtipp.

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