Tolle Hechte, Damen und Fischklopse
Sep 20 , 2012
Das isländische Telefonbuch ist nach Vornamen sortiert, eine Tatsache, die fast jeder Reiseführer beachtlich findet. Vor mehr als 30 Jahren in Aðalból gab es ein veraltetes Telefonbuch, das ich gründlich studierte . Heute steht dort kein Haus mehr, es wurde im Zuge einer Feuerwehrübung vor rund 10 Jahren niedergebrannt. Aber warum die Anspielung auf das Telefonbuch?
Weil das heutige Telefonbuch so viele nette Berufsbezeichnungen aufweist. Zu Aðalból-Zeiten herrschten Einzelhandelskaufleute, Fischer und Reeder, ehemalige Abgeordnete und andere ehrenwerte Gesellen vor. Frauen prangten mit der Berufsbezeichnung „starfsstúlka“ („Beschäftigte“; ein heute ausgestorbener Beruf), oder „frú“, was meist eine der Oberschicht zugehörige (oder zugehörig geglaubte) verwitwete Dame betraf, aber auch eigenständige, unabhängige und gesetzte Frauen ohne genauere Berufsbezeichnung. Damen eben. Heute bevölkern Seepferdchenreiter, Supermama, Fuchsjäger, Berufsreisender, Löwenbändiger, Zuhörer, Ranklotzer, Silberfisch, toller Hecht, Vati (eine Unterart der Löwenbändiger), Schöngeist und was weiß ich alles das Telefonbuch. Diese Bande würde ich gern mal sehen, beispielsweise auf einem Gruppenfoto. Damen werden kaum noch genannt, und schon gar nicht in Laugarbakki, wo ich wohne.
Nach Angaben von Hagstofa, dem Statistischen Amt Islands, ist Laugarbakki der kleinste Ort Islands mit 45 Einwohnern. Es ist auch der Ort mit dem höchsten Durchschnittsalter auf der ganzen Insel, wo es an Silberfischen, Supermamas und Seepferdchenreitern einigermaßen gebricht. Damen – auch wenn im Telefonbuch keine genannt sind, so habe ich doch das Gefühl, dass es sie dort gibt.
Sie halten sich aufrecht wie die „frú“ im alten Telefonbuch. Gehen angeln und ziehen Fische an Land, ernten Kräuter und färben Wolle, leiten ein Geschäft und halten Kurse, bestellen den Kartoffelgarten und die Erdbeerbeete, radeln zur Arbeit wenn die Windrichtung stimmt, dirigieren Chöre, machen Käse und braten Fischklopse, die so gehen:
Aus untenstehenden Zutaten eine Fischfarce herstellen und eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Dann in tiefer heisser Margarine Klopse ausbraten.
Die Farce kann auch in eine gefettete Kuchenform gefüllt und bei 170°C im Ofen eine Stunde gebacken werden.
Zutaten:
1 Kilo Fischreste oder gekochter Fisch
50 g Weizenmehl
50 g Kartoffelmehl
2 dl Milch
3 Eier
2 mittelgroße Zwiebeln, fein gehackt
2 Teel Salz
Pfeffer nach Geschmack
1 Eßl. getrocknete Kerbelblätter
1 Teel. getrocknete oder 1 Essl. frische Angelikablätter