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Isländer? Nein danke.

Apr 2 , 2013

Von Gudrun M. H. Kloes in Allgemeines
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So geht es, wenn das Marketing durchschlagenden Erfolg hat, aber die Infrastruktur und die „Ware“ hinterherhinken: Im kommenden Sommer werden wichtige Perlen isländischer Natur, die vielbesungenen Magnete, für isländische Staatsbürger gesperrt werden.

Das muss man sich mal vorstellen: Weder Gullfoss noch Geysir, die Felsspalte Almannagjá, der Wasserfall Seljalandsfoss, noch die Perle Landmannalaugar dürfen sich isländsicher Begeisterung erfreuen. Wäre das letzten Sommer schon so gewesen, hätten Janko und ich mit unseren deutschen Pässen (die wir im Hochland nicht dabei hatten) uns in Landmannalaugar umtuen können, Jóhann der Isländer aber hätte irgendwo in der Pampa jenseits der Wupper und hinter den sieben Bergen warten müssen, bis wir nach ausgiebigem Besuch mit Bergbesteigung und Bad wieder angetapert gekommen wären; letztes Jahr, als wir gemeinsam im Hochland unterwegs waren. (Nein, Jóhann hätte nicht gewartet. Er hätte die Angel ausgepackt …)

Die wichtigsten Naturschauplätze sind deutlich überstrapaziert. Die Schliessung für Isländer ist eine Notlösung, so heißt es von offizieller Seite. Die empfindliche Natur für alle Besucher ungeachtet der Nationalität zu schliessen würde dem eingangs genannten, erfolgreichen Marketing mächtig schaden. Es wäre wie beim Zauberlehrling, der die Mächte, die er rief, nicht bannen konnte. Goethe schreibt (Auszug):

Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd ich nun nicht los.

Natürlich sind Bestrebungen im Gange, die Gästeschar besser „in Zeit und Raum“ (Originaltext) zu verteilen. Aber auch hier im abgelegenen Norden sind wir auf den steigenden Strom – „walle, walle“ – nicht richtig vorbereitet. Es fehlt an Infrastruktur, Aufklärung, Zeitvertreib, Unterkünften und vor allem an Geld. Aber es fehlt nicht an Ideen und vielerorts auch nicht an Idealismus. Trotzdem sieht es aus, als stünde uns ein „heisser“ Sommer 2013 bevor.

Voll der Sommer - wilder Mohn

Und wie praktikabel Schliessungen in freier Natur sind, wenn es Tag und Nacht hell und die Gegend ausgedehnt ist (wie Landmannalaugar) oder Zäune nicht vorhanden sind, muss sich erst noch herausstellen.  Vereinzelte Schafe, der Polarfuchs und viele Touristen haben höchst unklare Vorstellungen von Grenzen.

Wer mag, kann bei einem Drink über die beschriebene Situation nachdenken. Er stammt von Ólafur Örn Ólafsson im Hotel Borg/Reykjavík.

  • 6 cl Beefeater Gin
  • 1 Spritzer Amontillado Sherry
  • 1 Spritzer Woodland Bitter
  • 1 Spritzer Björk (isl. Birkenlikör).

Lange mit Eis rühren und ins Glas sieben.

Der Cocktail trägt den Namen „Spaziergang im Wald“.  Wem beim Trinken das Blut in Wallung gerät, sei es gegönnt. Wem es beim Lesen des obigen Beitrags ins Wallen gekommen ist, ist möglicherweise auf einen Aprilscherz isländischer Medien hereingefallen, den ich euch, liebe Leser, nicht vorenthalten wollte.

Ein Kommentar zu “Isländer? Nein danke.”

  1. Daggi

    Jau jau, das klingt ja nach einer wahren Schildbürgeraktion! Man könnte direkt ein Drehbuch für eine Komödie schreiben. Kanns gar nicht glauben daß ein Land versucht seine Bürger von den attraktivsten Stellen im Lande fernzuhalten, traurig ist’s. Vielleicht kommt ihr dann lieber nach Neuseeland anstatt beim Gullfoss Trockenfisch und Lavabrocken zu knuspern und euch dabei der Gefahr einer Polizeikontrolle auszusetzen?

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