Athleten des Herdes
Okt 7 , 2016
Wir waren geladen und hatten keine Ahnung, was uns erwarten würde. Die Tafel war gedeckt und den Chefs mangelte es nicht an Arbeit – doch die 25-köpfige, isländische National-mannschaft der Köche gab sich gelassen. Profis eben, 23 Männer und zwei Frauen.
Die Olympiade der Köche findet vom 21.-23. Oktober in Erfurt statt, mit Rekordbeteiligung: 32 Nationalmannschaften sowie 20 Jugendmannschaften treten unter dem Motto „Grenzenlos kochen – kommen, sehen, staunen und probieren“ an. Es handelt sich um den weltweit größten Kochwettbewerb. Näheres bei www.olympiade-der-koeche.com.
Kurz gesagt, das Essen war köstlich, die Aufnahme von Tellerfotos (verständlich!) nicht erwünscht. Alles andere, auch einen Blick in die Küche zu werfen, war erlaubt.
Während der Gaumenfreuden machte ich mir Gedanken darüber, dass es mindestens 32 Nationen geben muss, in denen existentielle Sorgen allgemein kein tragendes Problem sein dürften, wenn sie die Teilnahme an so einer Olympiade ausstatten können, denn die Vorbereitungen dauern ein ganzes Jahr; ein Monat allein ist der kulinarischen Küchenpraxis gewidmet. Das Motto der Veranstaltung, „grenzenlos … kommen … sehen … staunen … probieren“, klingt großzügig und offen. Und ich frage mich, wie das mit den Problemen jener Staaten, die nicht die Mittel haben, kulinarische Spitzenprodukte über Wochen und Wochen zu entwickeln, einhergeht. Von den Problemen ihrer Bürger, nicht selten ernährungstechnischen, ganz zu schweigen.
Bitte nicht falsch verstehen, liebe Isländer, der Abend war ein Höhepunkt, eure Machwerke kleine Wunder aus Meisterhand. Rohstoffe weitestgehend aus Island, Wein aus Kalifornien. Weil wir keine Erwartungen, ja keine Ahnung davon hatten, wie der Abend verlaufen würde, war er ein rauschender Erfolg. Nur manchmal stimmt es eben nachdenklich, aus dem Alltag übergangslos in den Glanz von Perlen und Dukaten zu geraten, für einen Hauch von Luxus und Lebenslust.