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Es lebe das Eichhörnchen!

Dez 11 , 2017

Von Gudrun M. H. Kloes in Allgemeines
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abgelaufen, vorbei - oder nicht?

Kartoffeln kann man es ansehen, wenn sie alt und verfallen sind. Äpfeln auch. Anderes riecht dann nicht mehr gut. Aber Schokolade?Hier eine Kurzgeschichte aus meinem Haushalt. 2011 fuhr ich mit meinem Auto – erst die Fähre zu den Färöer nehmend – nach Deutschland. Es handelte sich um ein restlos überladenes Auto mit antiker Kommode, Treibholz und pferdig duftenden Kartons, die später bis nach Österreich weiterreisten. Auf dem Rückweg nach Island war der Wagen ebenso überladen, diesmal mit Erbstücken und anderem alten Zeug, das später auf einem Flohmarkt verkauft werden sollte, und bei der Fracht befanden sich 19 Tafeln Schokolade, Ablaufdatum 2007. Ein sparsamer, umsichtiger Bürger am Rhein bot sie mir an, und selbstverständlich sagte ich nach dem Kosten der 20. Tafel, nicht nein. Die Schokolade, wohl um 2005 hergestellt, war einwandfrei.

Daheim angekommen, wanderte die Schokolade mit Verfallsdatum 2007 ins Eisfach. Ich bin keine Schokoladenfrau. Durch die Jahre wurde nach und nach eine Tafel aufgebraucht, immer zufriedenstellend, bis neulich, als 14°C Frost in Laugarbakki herrschten und ich das Eisfach aufräumte. Den kompletten Inhalt vor die Tür gestellt, das Eisfach abgetaut. Und siehe da, beim Einräumen tauchten die letzten alten Schokoladentafeln auf. Dass sie nicht noch mal eingelagert würden war mir eine Verpflichtung. Genug der Eichhörnchen. Aber was tun, wenn Schokoladeknabbern keine Verlockung darstellt?

Es gab eine Zeit in Island, als man den Reichtum eines Bauernhofes am Alter seiner Vorräte ablesen konnte. Zweijähriger, in Molke eingelagerter Skyr wies auf die Gunst hin, nicht alles gleich verbrauchen zu müssen. Ebenso war zwei- bis dreijähriges slátur, Blutmagen oder Lebermagen in Molke, ein Statussymbol.

Und mir fiel die vor 60 Jahren gelesene Geschichte einer gescheiterten Expedition ein. Siebzig Jahre, nachdem das letzte Lager der Unglücklichen endlich gefunden wurde, sollen die Fleischkonserven noch genießbar, naja, jedenfalls ohne Schaden essbar gewesen sein. Für ein Kind unterscheiden sich 70 oder 700 Jahre nur in der Schreibweise. Alt ist eben alt. Ich staunte nicht schlecht.

So jung werden wir nicht mehr zusammenkommen, die Schokolade und ich, dachte ich mir. Ein wirklich alter Cognac in wohldosierten Schlückchen begleitete die Zubereitung eines Schokoladengerichts, das morgen aufgetragen werden soll. Es sieht aus wie Blutmagen vom Schaf, slátur, ist in seinen Grundbestandteilen sogar wesentlich älter als das Statussymbol des bäuerlichen Islands, und schmeckt vorzüglich.

Súkkulaðislátur, Schokoladen-Slátur geht so:

350 g Schokolade, gern die dunkle

225 g leicht gesalzene Butter

2 Eigelb

200 Butterkekse, gern aus Vollkornmehl

Butter und Schokolade schmelzen, die gut verquirlten Eigelbe unterziehen. Wer möchte, kann 2 Essl. Amaretto oder Grand Marnier zugeben, dann wird die Buttermasse entsprechend reduziert.

Kekse in eine Tüte geben und mit der Kuchenrolle nicht zu fein zerbröseln. Schokoladenmasse abkühlen lassen, Kekskrümel unterziehen. Masse auf eine ausgebreitete Folie geben, zu einer Art Blutmagen von 6-7 cm Durchmesser formen und einschlagen. Kühl stellen.

Mit einem warmen Messer in Scheiben schneiden und servieren.

Und was denkt ihr? Dieses Produkt lässt sich einfrieren … es lebe das Eichhörnchen!

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